Nationaler Netzinfrastrukturplan: Sicherung der Gas-Infrastruktur als Grundstein der Energiewende Der Fachverband Gas Wärme nimmt zum Energienetz-Ausbauplan Stellung: Positiv ist, dass erstmals die gesamte Strom- und Gasinfrastruktur berücksichtigt wird. Kritik übt er am zu niedrig angesetzten Bedarf von Biomethan und Wasserstoff. Wien, am 15.9.2023. - Heute endet die Begutachtungsfrist zum von Bundesministerin Leonore Gewessler bereits Ende Juli präsentierten Entwurf des Österreichischen Netzinfrastrukturplans (ÖNIP). Dabei wurde erstmals die gesamte Strom-, Gas- und Wasserstoffinfrastruktur inklusive Speicher berücksichtigt. „Wir begrüßen diesen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität. Eine intelligente, sektorübergreifende Planung der Energie-Infrastruktur ist der Grundstein für eine umweltfreundliche Energieversorgung und folglich dringend notwendig“, sagt Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) in seiner Stellungnahme. Denn für ein optimiertes Energiesystem braucht es einen integrierten Ansatz und die strategisch abgestimmte Modernisierung und den Ausbau der Netze. Bedarf zu niedrig angesetzt Allerdings wird der Bedarf an Wasserstoff und Biomethan, der dem ÖNIP zugrunde liegen soll – insbesondere für die Industrie – grob unterschätzt. „Hier sehen wir Lücken und dringenden Verbesserungsbedarf im ÖNIP“, betont Weinelt. Der dem Netzinfrastrukturplan zugrunde gelegte Bedarf an Biomethan und Wasserstoff von gesamt knapp 40 TWh für 2040 liegt deutlich unter den Berechnungen der Industrie und dem Klimaministerium selbst. Die Studie „Erneuerbares Gas in Österreich 2040“, die das Ministerium beauftragt und 2021 veröffentlicht hat, geht noch von einem Bedarf an gasförmigen Energieträgern zwischen 89 TWh bis 138 TWh aus. „Dieses Szenario ist realistisch, wenn der Industriestandort Österreich und seine rund eine Million Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen“, betont Weinelt. Wasserstoff – stark im Kommen Österreich ist heute ein Transitland für Gas und wird in Zukunft große Mengen an Wasserstoff importieren müssen. Daher ist es von außerordentlicher Bedeutung, rasch den rechtlichen und regulatorischen Rahmen für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und die Umrüstung der österreichischen Gasnetze zu schaffen. Österreich darf laut Weinelt den Zug der Zeit nicht verpassen: „Wir brauchen einen Masterplan, der die Wasserstoffstrategie in konkrete Projekte überleitet.“ Indessen prescht Nachbar Deutschland vor und zieht bis 2030 eine Wasserstoff-Industrie inklusive Infrastruktur hoch. CO2-Infrastruktur fehlt Im ÖNIP-Entwurf fehlt zudem ein Schlüsselbereich: Die Infrastruktur für Carbon Capture Storage (CCS), also die Speicherung von Kohlendioxid (CO2) aus Industrieanalagen im Untergrund. Ziel der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid ist die Verringerung von Emissionen in die ⁠Atmosphäre⁠. Das CO2 wird über umgerüstete Gasleitungen zu den Speicheranlagen (ehemalige Gasspeicher) abtransportiert und gelagert. Carbon Capture Storage ist vor allem für die Schwerindustrie in der Übergangsphase zur klimaneutralen Produktion eine wichtige Maßnahme zur Emissionsvermeidung. Carbon Capture and Utilization (CCU) geht noch einen Schritt weiter und verwendet das aufgefangene CO2 für weitere Industrieprozesse. „Es gilt, die bestehende Gasinfrastruktur zu ertüchtigen und Netzteile für den CO2-Transport umzubauen“, betont Weinelt. Gut planen, rasch umsetzen Abschließend betont der Fachverband Gas Wärme, es ist wichtig gut zu planen und dann möglichst rasch ins Tun zu kommen. Weinelt: „Je besser jetzt geplant wird, desto schneller und auch kostengünstiger können wir die Klimaziele erreichen. Wird dies aber verabsäumt, wird Österreich im Endspurt der Energiewende umso drastischer CO2 reduzieren müssen.“ Über Gas Gas nimmt in der umweltbewussten Energieversorgung eine Schlüsselrolle ein: Die Energie der Zukunft lässt sich effizient und komfortabel fürs Heizen, die Warmwasserbereitung, Kälte- und Stromerzeugung und als Kraftstoff für Automobile einsetzen. Gas verbrennt ohne Feinstaub und Partikel und ist damit der emissionsärmste fossile Energieträger. Mit Biomethan aus biogenen Reststoffen, synthetischem Methan (SNG) aus erneuerbaren Stromquellen und Wasserstoff bietet Gas auch grüne Alternativen. Rückfragehinweis Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW) Mag. Michael Mock Geschäftsführer mock@gaswaerme.at Tel.: +43/1/513 15 88-13 www.gaswaerme.at